Brief 1 - Neu auf den Geschmack gekommen

Auf dem Rückweg vom Urlaub

Oh, weißt du, worauf ich mich richtig freue, wenn wir wieder zu Hause sind? – Nein, ich habe keine Ahnung. Erzähl doch mal! – Hier schmeckte alles sehr lecker, das Gebäck, die verschiedenen Käse- und Wurstsorten, das Gemüse und Obst, die Leckereien, die uns angeboten wurden. Und trotzdem: Ich vermisse unser Brot. – Echt? Wieso das denn? Es gab hier doch eine große Menge Auswahl. - Ja, das schon. Es schmeckt ja auch. Und dennoch fehlt mir unser Brot. Das verbinde ich mit Zuhause. – Ah, jetzt kann ich es nachempfinden! Und dieses Brot essen wir ja auch immer gemeinsam zum Frühstück. - Ja, das auch. Und die krustige Krume und der feine Geschmack nach Koriander. – Was meinst du, wie es schmeckt, wenn wir es morgen nach zwei Wochen Urlaub wieder das erste Mal probieren. – Ich freue mich! ?

Liebes Paar,

worauf freut ihr euch, wenn ihr nach einer Zeit, die ihr nicht daheim wart, wieder zu Hause ankommt? Bei manchen ist es das eigene Bett, die Dusche, der Austausch mit den Nachbar:innen - oder … auch das vertraute Brot.

Trotz  des vielfältigen Angebots sehnt sich eine Person nach dem Brot der gemeinsamen Heimat. Trotz der Fülle von Leckereien, trotz der wunderbaren Auswahl und vieler Alternativen fehlt ihr etwas Entscheidendes. Ihr fehlen das Einfache, das Vertraute, der Geruch und der Geschmack von Koriander, das gemeinsam geteilte Brot, vielleicht auch die gewohnte Umgebung. Und erst durch das Fehlen des Brotes spürt sie, welche Bedeutung dieses Brot für sie hat.

Da stellt sich mir die Frage: Komme ich vielleicht leichter auf den Geschmack, wenn ich das Einfache, das Vertraute, was mir so selbstverständlich scheint, eine Zeit lang vermissen muss? Kann ich den Wert erst dann richtig schmecken, wenn er mir bewusst fehlt? ? Vielleicht merke ich erst durch die Alternativen, dass ich gar keine Alternativen brauche.

Weglassen

Die Fastenzeit steht wie keine andere Zeit im Jahr dafür, Dinge bewusst wegzulassen, um wieder den Geschmack für das Wesentliche zu entdecken. Manchmal sind wir vor lauter Eindrücken, Terminen, Aktivitäten gar nicht in der Lage, genau „hinzuschmecken“, was uns eigentlich wichtig ist. Eigentlich.

Ich habe einen Satz des Philosophen Martin Heidegger gefunden: „Verzicht nimmt nicht. Verzicht gibt. Er gibt die unerschöpfliche Kraft des Einfachen.“ Er passt für mich gut zur Fastenzeit. Ich darf mich auf das Einfache einlassen, damit zufrieden werden und muss nicht immer neuer, moderner und kreativer werden. Ich darf Kraft aus dem Einfachen ziehen und mich darauf konzentrieren.

Kraft aus dem Einfachen ziehen. Das scheint mir gar nicht so einfach zu sein. Aber gerade durch die Einfachheit wird mir im Überlegen etwas bewusst: Dieses Einfache kann uns Kraft für unsere Beziehung geben, wenn ich wieder schätzen kann, was wir miteinander haben. Wenn ich an das uns vertraute Brot denke, kommt mir die Verbindung zu dem, was ich im Alltag brauche, was für uns wie Brot ist und uns nährt.

Was dürfte bei euch nicht fehlen? Was ist in eurer Beziehung euer Brot des Alltags? Was ist so unscheinbar, alltäglich und genau dadurch so unglaublich besonders?

Das kann das gemeinsame zu Bett gehen sein, jeden Abend (Ausnahmen wird es geben...) oder die morgendlich zubereitete Tasse Tee oder Kaffee für den:die Partner:in. Vertieft die Spur, was jedem:jeder einzelnen fehlt, wenn der:die andere nicht da wäre. Euch fällt sicher etwas dazu ein!

Ich wünsche euch eine besondere einfache Woche!
Kerstin Steffe

Die Briefe der 7-Wochen-Aktion & das Team

In den Briefen der 7 Wochen Aktion dreht sich in diesem Jahr alles ums Thema „gut gewürzt“. Unsere „Rezepte“ bestehen aus Anregungen und Impulsen, die euch gemeinsam Lust machen sollen, die verschiedenen Aspekte eurer Beziehung anzuschauen und ihrem Geschmack nachzugehen. Ihr seid als Paar eingeladen: kommt wieder auf den Geschmack, lasst euch ein auf die Würze in eurer Partnerschaft, auf das, was es euch miteinander schmackhaft macht.

Viel Freude wünschen euch
Kerstin Steffe, Simone Krämer, Georg Kalkum, Christina Küchle, Mechthild Alber, Claudia Leide & David Hunold

Brot

Brot
grundlegend - alltäglich lebensnotwendig – nicht wegzudenken

Geschmack
vielfältige Aromen und Farben, Würze und Süße vielfältiges Leben, tagein, tagaus

Gewohnheit
selbstverständlich wie Salz und Pfeffer, selbstverständlich bist du da

Selbstverständlich und dennoch überraschend

Du für mich
unscheinbar und verlässlich unendlich wertvoll wunderbar

Impuls

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Setzt euch mit einem guten Brot, das euch beiden schmeckt, zusammen. Probiert und schmeckt es. Und sammelt Wörter, die für euch diese Woche charakterisieren! Worte, die euch hin zum alltäglich Einfachen und Selbstverständlichen in eurer Beziehung einfallen.

Schreibt sie auf, vielleicht rund um den Satz: Das ist das Alltägliche, das mein Leben mit dir so besonders macht...

Habt ihr Lust auf eine spirituelle Vertiefung? Die bekommt ihr hier!

Übrigens: Auch wenn ihr "neu hier" seid, könnt ihr euch auch während der Aktion noch für die digitale Variante anmelden. Wo? hier!

Bildquelle: Pixabay.com