Brief 1 – Lebens(t)räume

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Liebes Paar,

ihr habt den ersten Brief der Aktion „7 Wochen Lebens(t)räume“ geöffnet. Wir freuen uns, dass ihr euch in den kommenden sieben Wochen Zeit nehmen wollt, die verschiedenen Räume und Träume eures Paarlebens in den Blick zu nehmen.
Nicht jedes Paar ist gleich, deshalb findet ihr auch verschiedene Anregungen. Wählt einfach die aus, die euch ansprechen. 

Wenn ihr noch nicht so genau wisst, wie und wann ihr die Briefe lesen wollt oder was euch hilft, eine gute Zeit zu haben, dann lohnt sich ein Blick auf unsere Gestaltungsideen für eure gemeinsame Zeit (PDF).

Viel Freude und tolle (T)Räume wünschen euch:
Simone Krämer – Kerstin Steffe – Georg Kalkum – Claudia Leide – David Hunold – Jonathan Kienast – Mechthild Alber

lasst uns die Fastenzeit mit einem Traum beginnen. Stellt euch bitte einmal vor, ihr hättet zu eurer Geburt die Welt geschenkt bekommen. Vor euch steht ein riesiges Paket und es ist hübsch verpackt. Habt ihr das Geschenkpapier schon ganz abziehen können?

In der Verpackung steckt ein ganzes Universum, das entdeckt werden will. Die ganze Welt ist für euch da, damit ihr sie Tag um Tag besser kennenlernen könnt. Sie ist so groß und komplex, dass ihr nicht alles auf einmal erfassen könnt. Unzählige Möglichkeiten bieten viel Raum für Wünsche, Sehnsüchte und Träume.

Welche Träume habt ihr für euer Leben? Und welche lebt ihr schon?

Maria lebt mit ihrem Mann in einem kleinen Dorf im Westerwald. Sie erzählt uns von ihrem großen Traum:

„In meinem Leben haben sich schon viele kleinere und größere Träume verwirklicht, doch ein großer Traum bleibt noch. Vieles hat sich tatsächlich so verwirklicht, wie ich es mir von klein auf immer gewünscht habe: Ich habe einen Beruf, der mir Spaß macht, meistens jedenfalls, ich habe einen Partner gefunden, mit dem ich gerne zusammenlebe. Wir haben zusammen ein Haus renoviert und eingerichtet. Und unser großer gemeinsamer Traum war es, dass im Garten des Hauses fröhliches Kindergelächter zu hören ist.

Wir leben nun schon 20 Jahre in diesem Haus. Nur wir beide. Wir haben kein Kind bekommen. Dieser Traum hat sich nicht erfüllt. Wir haben viel versucht, und ich habe viel mit Gott gehadert, gebetet, geweint. Warum all die anderen, und wir werden nicht Eltern sein? – Zunächst habe ich mich abgelenkt und in die Arbeit gestürzt. Wir sind viel gereist, haben entlegene Ecken der Welt erkundet. Doch das hat mich nicht wirklich glücklich gemacht. Ich brauchte Zeit, um zu akzeptieren, dass ich keine Kinder bekommen kann. Als dann mein Patenkind geboren wurde, habe ich meine Aufgabe als Patin geliebt, und wir haben regelmäßige Ausflüge organisiert. Mein Patenkind ist nun schon 15 und entdeckt eigenständig die Welt.

Ich liebe mein Leben mit all seinen Facetten. Manchmal ärgere ich mich noch und bin wütend, manchmal bin ich versöhnt mit allem, was ist. Und ich liebe meinen Mann. Dass wir keine gemeinsamen Kinder haben, hat unsere Beziehung nicht infrage gestellt. Ganz im Gegenteil. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht, haben uns begleiten lassen in unserer Trauer. In den vielen Gesprächen haben wir einander immer besser kennengelernt. Heute kann ich sagen: Ich habe meinen Platz in der Welt gefunden: Mit meiner Arbeit, im Miteinander als Paar und mit unseren Familien und Freunden.“


Mit der Geburt wird uns die ganze Welt geschenkt – mit all ihren Möglichkeiten. Die Welt ist der Raum, in dem etwas vom Möglichen wirklich werden kann. Und was wirklich wird, ist bei jedem Menschen etwas anderes. Manche Lebensträume erfüllen sich, andere nicht. Die Träume, die wir im Leben haben, geben uns die Energie, Dinge in die Wirklichkeit zu bringen.

Ich denke, genau das ist es, was Gott sich für uns Menschen wünscht, wenn er uns die Welt schenkt: Dass wir auf unserem Lebensweg die Welt Stück für Stück für uns entdecken. Dass wir herausfinden, wer wir sind. All das gibt uns die Chance unsere Bestimmung, unser Glück und unseren Platz in der Welt zu finden.

Simone Krämer

Wir gehen Beziehungen selten ohne Träume, Wünsche und Sehnsüchte ein. Doch nicht immer sind uns diese Träume bewusst. Es lohnt sich daher, über die eigenen Träume nachzudenken.

Träume sind wichtig für unsere Beziehungen, denn sie haben eine gewisse Kraft und können den Einzelnen und euch als Paar stärken. Manche Träume können verwirklicht und umgesetzt werden, andere bleiben unerfüllt. Manchmal sind Träume auch utopisch oder illusorisch. All das darf sein. Wenn aber die Träume in der Paarbeziehung enttäuscht werden, unerreichbar sind und unerfüllt bleiben, ohne dass ihr sie euch transparent macht, können Enttäuschung, Wut oder Depression die Folge sein.

Nehmt euch Zeit, um eure Lebensträume zu entdecken.

  • Welche Träume habe ich? Welchen gemeinsamen Traum möchtet ihr auf jeden Fall umsetzen?
  • Welche Träume habe ich aufgegeben? Was lebe ich anstelle der Träume?

Tauscht euch über eure Träume aus.

„Es hat keinen Sinn, es zu versuchen“, sagte Alice.
„Man kann nicht an das Unmögliche glauben.“

– „Ich wage zu behaupten, dass du darin nicht viel Übung hast.“, sagte die Königin. „Als ich in deinem Alter war, habe ich es immer für eineinhalb Stunden getan. Manchmal habe ich an sechs unmögliche Dinge noch vor dem Frühstück geglaubt.“

Textauszug aus: Lewis Carroll, Alice hinter den Spiegeln. Aus dem Englischen von Christian Enzensberger. © der deutschsprachigen Ausgabe Insel Verlag Frankfurt am Main 1974. Alle Rechte bei und vorbehalten durch Insel Verlag Berlin.

Tipps:

  • Habt ihr Lust auf eine spirituelle Vertiefung zum Thema des Briefes? Die bekommt ihr hier!
  • Ihr könnt euch hier auch während der laufenden Aktion noch anmelden und die Briefe per SMS oder Mail zugeschickt bekommen.

Bildquelle: iStock ©retroimages, ©canva.com