Spiritueller Impuls: Geplatzte Lebens(t)räume

Gescheitert – wo Tiefpunkte zu Fundamenten werden

„Auf’s Scheitern kann ich gut verzichten.“ Dennoch kommt es immer wieder vor.
Scheitern tut weh. Scheitern beschämt auch oft. In jedem Fall ist es unbequem.
Aber es muss nicht das Ende sein…


Lied: Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr (Gotteslob Nr. 422)


Gebet

Guter G*tt,

ich stehe immer wieder mit leeren Händen da.

So oft nehme ich mir viel vor – nur um dann das Wichtige doch nicht umzusetzen.

Auch als Paar haben wir unsere Themen, Probleme und Konflikte.

Hilf mir dabei, dass ich Geduld mit mir behalte.

Hilf uns als Paar dabei, nicht aufzugeben, sondern gemeinsam weiterzumachen.

Dass ich zärtlich auf mich selbst und mein Leben schauen kann.

Dass wir zusammen liebevoll auf unsere Beziehung schauen können.

Mit deiner Hilfe kann Neues aufbrechen und Licht hereinscheinen.

Amen.


Lesung aus dem 2. Buch Samuel (22,2-4):

Danklied Davids nachdem er aus großer Gefahr gerettet wurde.
Der Herr ist mein Fels, meine Burg, mein Retter.
Mein Gott ist die Festung, auf die ich vertraue,
mein Schild, meine Schutzmacht und meine Zuflucht.
Du bist mein Zufluchtsort und mein Retter,
du schützt mich vor Gewalt.
„Gelobt sei der Herr!“

BasisBibel, © 2021 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Mediation zum Foto:

Kennst du das Gefühl am Tiefpunkt zu sein? Wenn gefühlt alles schiefgelaufen ist, du enttäuscht oder frustriert bist. Manche nennen die Erfahrung ganz unten zu sein „rock bottom“. Also felsiger Boden. Der Boden, auf den es mich hinschlägt, wenn ich falle. Schmerzhaft kann das sein. Je nach dem, aus welcher Höhe ich herunterfalle. Doch dann kann ich immerhin nicht noch tiefer fallen. Wenn ich wirklich down bin, dann kann ich auch die Erfahrung machen und spüren, noch weiter runter geht es nicht. Diese Erfahrung, einen rock bottom unter sich zu haben, kann paradoxerweise Vertrauen und Hoffnung geben. In der Bibel macht der spätere König David immer wieder diese Erfahrung. König Saul trachtet David nach dem Leben und will ihn unter allen Umständen töten. David spürt jedoch, dass Gott ihn begleitet. Durch alle (Lebens-)Gefahren und Ängste spürt sich David begleitet. Er fühlt tief in sich, dass er nicht tiefer fallen kann als in das göttliche Geheimnis selbst. Gott höchstpersönlich wird zu seinem Felsen, auf dem er steht, kniet, manchmal liegt – aber immer lebt.

Was sagt mir das ausgewählte Foto dazu? Ein Mensch allein in einer dunklen Höhle. Verlassen? Verstoßen? Gescheitert? Er steht auf einem Felsen, fast völlig von Wasser umgeben. Über ihm bricht durch ein Loch das Tageslicht herein. Ein fast himmlisches Leuchten scheint in die Höhle herein.

Mich fasziniert dieses Bild, weil es so ambivalent ist. Man könnte sich fürchten. Eine felsige Höhle. Rundherum um die Person in der Mitte ist dunkles, scheinbar bodenloses Wasser. Doch von oben bricht Licht herein. Nicht direkt auf die Person in der Mitte, sondern etwas daneben. Mir kommt die Geschichte von Mose und dem brennenden Dornbusch in den Sinn. Ein Busch, der brennt und nicht verbrennt. Aus den Flammen hört der einsame Mose die Stimme Gottes. Und Gott sagt seinen Namen. Gott zeigt sich. Aber nicht greifbar oder messbar. Die Flammen sind nicht greifbar. So wie der Lichtschein in der Höhle nicht greifbar ist. Die Stimme nicht messbar. Der Name Gottes selbst, ein Geheimnis. Gott nennt sich Jahwe. Das heißt sinngemäß: „Ich bin der, der ich bin“ oder auch „Ich bin der, der ich sein werde“ oder auch „Ich bin der, als der ich mich (dir) zeigen werde.“ Oft heißt es auch „Ich bin der Ich-bin-da“. Der Name Gottes ist ein Versprechen, eine Zusage.

Der Mann in der Mitte des Bildes neigt leicht den Körper zur Seite. Wie aus dem Augenwinkel sieht er das Licht hereinbrechen.

Wie wunderbar ist es, wenn man am Boden ist und dennoch tief in sich spürt, „ich bin nicht allein“. So übel es mir gerade geht, so viel Mist ich vielleicht gebaut habe, so viel Streit womöglich eskaliert ist, so depressiv oder hoffnungslos ich mich gerade fühle – ich bin nicht allein! Noch mehr: „Ich bin angenommen. Ich bin geliebt.“ Es ist nicht einfach ein platter frommer Spruch, sondern tiefe existentielle Wahrheit: Gott nimmt mich so an, wie ich bin und ja, er liebt mich.

Mir gibt das einen Halt, der sich fest und sicher anfühlt. Für mich ist das Erfahrung. Felsenfest…


Lied: Gott ist mein Fels – Outbreakband (Official Acoustic Video)


Segen:

Ein Segensspruch (aronitischer Segen nach Numeri 6,23-26)

Der HERR segne dich

und beschütze dich.

Der Herr lasse sein Angesicht über dir leuchten

und sei dir gnädig.

Der HERR wende dir sein Angesicht zu

und schenke dir Frieden!

Amen.

BasisBibel, © 2021 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart


Autor: Jonathan Kienast

Bildquelle: Jared Rice auf Unsplash.com