Spiritueller Impuls: Schutz(t)räume

Aus dem Evangelium von diesem Sonntag: „Wer sein Leben liebt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben.“ (Joh, 12,25)

Es gibt einen Spruch, der Konfuzius zugeschrieben wird und der eine ähnliche Logik hat, wie Jesu Worte im Evangelium: „Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir für immer.“ Beide Zitate klingen auf den ersten Blick widersprüchlich: Wieso sollte ich etwas geringachten, was ich bewahren möchte? Warum jemanden oder etwa loslassen, den/die ich doch so nah bei mir haben möchte?

Für mich hat das etwas mit den Schutzräumen aus dem Brief zu tun. Gewisse Dimensionen in unserem Leben werden immer unverfügbar bleiben und es hilft, sich darauf einzulassen: So sehr wir beide uns lieben, ich werde nie jede Ecke und jeden Gedanken von dir kennen. So sehr ich an meinem irdischen Leben hänge, ich habe es nicht komplett selbst in der Hand.

Im Zitat beschreibt Jesus auch, was das Frohe an dieser „frohen Botschaft“ ist: Wenn ich mich auf die Unverfügbarkeit einlasse, und nicht krampfhaft zu kontrollieren versuche, was nicht zu kontrollieren ist, wird sich das lohnen.

  • Denkt in eurer Zeit als Paar zurück: Wo hat es sich da gelohnt, dass eine:r von euch im eigenen „Schutzraum“ war? Was war daran, vielleicht erst im Nachhinein, so wichtig? Welche neue Nähe ist dadurch entstanden?

Das Lied „Auf Schwingen getragen und frei“ beschäftigt sich mit dem Verhältnis aus Nähe und Freiheit im Glauben.

Spannend dabei: Diese Version ist 2021 während des Lockdowns entstanden. Die Teilnehmenden einer Veranstaltung mussten pandemiebedingt im Schutzraum der eigenen vier Wände bleiben. Dort haben sie das Lied eingesungen, das dann zusammengeschnitten wurde. 2022 ging die Veranstaltung in Präsenz wieder los – der Schutzraum hatte sich gelohnt:


Gebet

Guter Gott,

lass uns auf dich hoffen und so neue Kraft empfangen.

Lass uns wie den Adlern Flügel wachsen,

lass uns davon getragen weiter fliegen,

ohne müde zu werden.

Amen.


Autor: David Hunold